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Freisein

Aktualisiert: 29. Aug.

In Mitten des Übertourismus (in english)


Fränkischer Gräfix, Moschendorfer Wand, Fränkische Schweiz, Heelhook
Alpenliebe 7c, Westliche Zinne

Die Zinnen - Mehr als nur Fotokulisse


Die drei Zinnen sind wahrlich eine beeindruckende Felsformation, die nicht ohne Grund jedes Jahr von Abertausenden Touristen besucht und bestaunt werden. Unter anderem bieten sie die perfekte Kulisse für instataugliche Selfies.


Die Nordseite der drei Zinnen bietet aber nicht nur eine tolle Fotokulisse, sondern auch 700 Meter hohe Klettertouren, die selbst erfahrene Alpinisten vor extreme Herausforderungen stellen können. Um solche Routen klettern zu können, sollte man entweder schon Erfahrung an den Drei Zinnen mitbringen oder etwas mehr Zeit um sich vor Ort auf das erklärte Ziel adäquat vorbereiten zu können. 


Zutrittsregulierung


Seit diesem Jahr 2025 gibt es für alle Besucher der Drei Zinnen allerdings nicht nur eine recht hohe Parkgebühr von 40 € pro 12-Stunden-Slot, sondern auch ein zeitliches Limit von 5 Slots pro Monat, was durchaus verständlich ist bei dem immens großen Ansturm an Menschen im Hochsommer. Trotz der hohen Gebühren und der Beschränkung an Slots pro Auto müssen die Slots dennoch mindestens zwei Wochen vor Antritt gebucht werden, um sich rechtzeitig fünf aufeinanderfolgende Slots sichern zu können; wohlgemerkt ohne die Möglichkeit der Rückerstattung. 


Regulierung ohne Ausnahme


Aufgrund dieser Rahmenbedingungen, kann sich jeder vorstellen, dass es jedes Jahr ein reines Glücksspiel werden würde, ob sich die gebuchten Slots mit einer ausreichend guten Wetterperiode überschneiden würden. Alpinisten müssen flexibel sein, um jederzeit bei einer stabilen Wettervorhersage einsteigen zu können. Das Buchungssystem der Drei Zinnen bietet diese Flexibilität nicht.


Die starren Regularien führten dieses Jahr bei meinem Kletterpartner und mir dazu, dass wir nur einen Versuch in unserem Kletterprojekt “Alpenliebe” hatten. Trotz mehrfacher Anfragen bei den Parkwächtern, wurde uns ein zweiter Anlauf versagt. Nun müssen wir ein ganzes Jahr auf unseren nächsten Versuch warten. Im Nachhinein konnten wir sogar froh sein, dass wir keine Strafe zahlen mussten, weil wir in der Wand notbiwakieren mussten und daher unser zeitliches Limit überschritten hatten. Immerhin waren die Mitarbeiter in diesem Punkt nachsichtig. Bei allen weiteren Anfragen, für einen zweiten Versuch noch einmal oben bei der Auronzohütte parken zu dürfen, stießen wir allerdings auf Granit. 

Wir wurden recht unhöflich auf den Bus verwiesen, der um 7 Uhr aus dem Tal hochfährt, also ungefähr drei Stunden zu spät für eine Tour, für die wir mindestens 18 Stunden kalkulierten. 


Der Zwang oder die Chance für noch mehr Abenteuer


Zugegeben, wir waren nicht wirklich vorbereitet auf diese Buchungsprobleme und hofften etwas naiv auf etwas mehr Verständnis seitens der Mitarbeiter des Tre Cime Nationalparks. Die Buslinie ist zwar keine Alternative zum oberen Parkplatz, doch es gibt drei weitere Möglichkeiten, das Projekt ohne Parkplatzbuchung anzugehen:


1. Hitchhiken: Morgens um drei Uhr im Tal zu hoffen, mitgenommen zu werden.  

2. E-Bike: Zusätzlich zur eh schon sehr langen Tour, früh morgens nochmals sechs km bergauf mit dem E-Bike zu fahren. 

3. Biwaken/Zelten: Am Tag vorher mit dem Bus zu fahren und unterhalb der Wand zu übernachten. 

4. Hüttenübernachtung: Einige Monate zuvor zwei Plätze für ca. zwei Wochen auf der Auronzohütte zu buchen. 


Die vierte Variante ist wohl die mit Abstand teuerste und unflexibelste und deshalb keine wirkliche Option für uns. Die drei ersten Varianten haben alle ihre Vor- und Nachteile und keine dieser Varianten ist so bequem, wie im eigenen Bus auf dem oberen Parkplatz zu stehen. Doch viel wichtiger als die Nachteile in Kauf zu nehmen ist eine Gutwetterperiode ausnutzen zu können. Alle drei Optionen Hitchhiking, Pedalieren und Biwakieren würden uns beim nächsten Mal die absolute Freiheit bieten, jederzeit und so oft wir möchten in die Wand einzusteigen.


Dieses Jahr hatten wir weder Bikes dabei noch die nötige Ausrüstung zum Biwakieren. Und Hitchhiking war uns einfach etwas zu unsicher. Drei Wochen später muss ich mir eingestehen, dass ich mich lieber über das starre Parksystem aufgeregt habe, als Lösungen zu suchen, die zwar etwas mehr Aufwand und körperliche Strapazen erfordern würden, hingegen aber den Vorteil der zeitlichen Flexibilität und leichteren Finanzierbarkeit bieten würden. Die Touristenmassen zwingen uns heutzutage neue Wege, wie das E-Biken zu finden oder alte Wege, wie das Biwakieren, neu zu entdecken, um klassische Linien weiterhin klettern zu können. 


Sind wir mehr als nur Touristen?!


Am liebsten würde ich zwar immer noch nächstes Jahr oben parken, einfach weil es die bequemste Art ist, in die Route einzusteigen, aber ich werde mir auf keinen Fall mehr meine Freiheit durch die Regularien nehmen lassen. In den Tagen nach der Alpenliebe, habe ich mir öfter die Frage gestellt, was uns von den vielen Tagestouristen unterscheidet. Warum glaube ich, das Recht haben zu sollen, länger als jeder andere oben parken zu dürfen?


Weil ich glaube, dass eine immer konsumorientiertere Gesellschaft Vorbilder braucht. Menschen, die zeigen, was es heißt, sich Ziele zu setzen und alles dafür zu tun, sie zu erreichen. So gesehen, würden wir mit einem Biwak vor der Wand dieser Vorbildfunktion umso stärker gerecht werden. Letztendlich wünsche ich mir eine Gesellschaft, die herausragende Leistungen fördert und auf der anderen Seite wünsche ich mir selbst etwas mehr Resilienz, um mir meine Freiheit zu bewahren. 





In the Midst of Overtourism


The Tre Cime - More than scenic backdrop


The Tre Cime are without question one of the most striking mountain formations in the Alps. Each year, they attract tens of thousands of tourists who marvel at their beauty. For many, they are the perfect backdrop for Instagram-ready selfies. But on the north side, beyond the picture-perfect façade, lie 700-meter climbing routes that push even seasoned alpinists to their limits. Attempting such routes requires either prior experience on these walls or enough time on site to properly prepare for the challenge.


Access Regulations


As of 2025, visitors face not only steep parking fees (€40 per 12-hour slot) but also strict limits: just five slots per month per car. The reasoning is understandable, given the overwhelming crowds in high summer. Still, in practice, securing five consecutive slots requires booking at least two weeks ahead—and there are no refunds if your plans clash with bad weather.


No Room for Exceptions


For climbers, this system turns every project into a gamble. Alpine climbing demands flexibility, the ability to seize a weather window when it appears. The Tre Cime’s rigid booking system makes that impossible.


This year, the rules meant my partner and I had only one attempt at our project, Alpenliebe, on the north face of Cima Ovest. Despite repeated requests to the parking staff, a second try was denied. Now we must wait an entire year for another chance. Looking back, we were almost lucky not to be fined, since we ended up bivouacking in the wall and exceeded our time slot. On that one point the staff were lenient—but in all other respects, the answer remained a firm “no.”


We were instead pointed to the shuttle bus, which leaves the valley at 7 a.m.—around three hours too late for a climb we expected to last at least 18 hours.


Forced Into New Adventures—or Given the Chance?


Admittedly, we weren’t well prepared for these booking hurdles and naively hoped for more understanding from the Tre Cime National Park employees. The bus is no real option for serious climbs. Still, there are a few other ways to tackle a big route without a parking slot:


  1. Hitchhiking – waiting in the valley at 3 a.m. for a ride.

  2. E-bike – adding a 6 km uphill ride before an already huge climbing day.

  3. Bivouac – taking the bus the day before and sleeping under the wall.

  4. Hut stay – reserving beds at the Auronzo hut months in advance for several weeks (expensive and inflexible).


The hut option was never realistic for us. The first three all have their downsides, but none offer the convenience of sleeping in your own van at the top parking. Yet, comfort isn’t the real point—freedom is. Freedom to climb when the weather allows, without being bound to a booking system. Hitchhiking, pedaling, or bivouacking would give us that freedom next time.


This year, we had no bikes, no bivy gear, and hitchhiking felt too uncertain. Three weeks later, I have to admit: instead of wasting so much energy on frustration with the rigid parking rules, I should have looked for solutions. Yes, they demand more effort, more discomfort, more physical strain—but they also give flexibility and affordability.


Overtourism is forcing us to adapt—discovering new ways like e-biking or rediscovering old ways like bivouacking—if we want to keep climbing the classic lines of the Alps.


Are We More Than Just Tourists?


Of course, the easiest way would still be to park at the top next year. But I won’t let regulations take away my freedom again. After Alpenliebe, I kept asking myself: what really sets us apart from the masses of day-trippers? Why do I feel I should have the right to stay longer than anyone else?


Because in a society that is ever more consumer-driven, I believe we need role models. People who show what it means to set a goal and do everything it takes to achieve it. Seen this way, bivouacking under the wall would embody that ideal even more strongly.


Ultimately, what I wish for is a society that values and supports true achievement. And for myself, I wish for the resilience to hold on to my freedom—even if it comes at the cost of comfort.






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