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Die 10 besten Ausreden

Aktualisiert: 3. Mai

Und die noch bessere Alternative zum Erfolg!


Fränkischer Gräfix, Moschendorfer Wand, Fränkische Schweiz, Heelhook
Gefühlte Leichtigkeit in "Fliegender Gräfix" 8a, Moschendorfer Wand, Fränkische Schweiz

Mit Ausreden zum Druckabbau

Wie oft begegnen wir Menschen, die von sich behaupten, in Topform zu sein?! Leider nicht allzu oft, oder? Wäre es nicht einmal schön auf die Frage “Und? Wie geht's? Bist fit?” zu hören: “Ja, voll. Das wird ein Bombentag heute!”. Stattdessen bekommen wir häufiger die Antwort: “Naja, geht so. Bin momentan nicht ganz auf der Höhe, weil…”. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten den Satz zu beenden. Dabei ist es egal, ob der Grund vorgeschoben oder tatsächlich wahr ist. Er erfüllt denselben Zweck und zwar Leistungsdruck abzubauen, egal ob dieser von innen heraus kommt oder von außen aufgebaut wird. Durch die reale oder imaginäre Ausrede setzen wir unsere eigenen Erwartungen oder die der anderen herunter. Mit der richtigen Ausrede im Gepäck lässt es sich viel leichter ins Projekt einsteigen, denn so kann man nichts dafür, wenn der Durchstieg nicht klappen sollte. Damit wir immer die passende Ausrede in petto haben, sind hier einige Ideen für den nächsten Tag am Fels:


Ausrede Nummer 1: Unpassende Körperkonstitution

Manchmal sind wir zu klein, um einen Griff zu erreichen. Deshalb müssen wir viel kleinere Zwischengriffen benutzen. Ein anderes Mal sind wir zu groß, um den riesigen Tritt vor der Hüfte anzutreten. Wir müssen uns dann viel zu sehr einfalten, weshalb wir wohl oder übel die viel kleineren Tritte weiter unten belasten müssen. In beiden Varianten wird die Route durch die ungewöhnliche Beta mindestens ein Grad schwerer! Die Körperkonstitution betreffend gibt es, neben der Körpergröße, auch noch weitere kreative Ausreden: Es kann zum Beispiel sein, dass wir zu ungelenkig sind, weil wir viel zu oft auf dem Bürostuhl sitzen oder wir zu schwer sind, weil wir in letzter Zeit auf zu vielen Hochzeiten getanzt haben oder wir haben zu wenig Kraft, weil wir den Sport viel zu spät für uns entdeckten.


Ausrede Nummer 2:  Mangelhafte Fitness

Vielleicht haben wir ja einfach zu wenig trainiert in den letzten Wochen. Deshalb sind wir momentan leider nicht richtig fit. Wir haben es aus verschiedenen Gründen nicht oft genug in die Kletter- oder Boulderhalle geschafft oder konnten nur selten zu Hause trainieren. Einmal war ein Geburtstag, ein anderes Mal eine Betriebsfeier. Aber auch interne Bedingungen wie eine Verletzung oder eine langwierige Krankheit hielten uns vom Training ab. Die Folge ist auf jeden Fall, dass wir aktuell generell unfit sind!


Ausrede Nummer 3: Schlechter Tag

Jeder hat doch mal einen schlechten Tag, oder?! Manchmal schlafen wir schlecht, trinken ein Bierchen zu viel oder gar zu wenig und die Nudeln Bolognese liegen uns noch immer schwer im Magen. Wegen der Arbeit gehen wir zu spät ins Bett und das gestrige Training hängt uns noch in den Knochen. Und wenn nichts davon zutreffen sollte, sind wir einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden. Das passiert doch jedem Mal!


Ausrede Nummer 4: Sozialer Stress

Wer kennt nicht mindestens einen der folgenden Fälle? Die Kinder oder die Eltern sind krank, Freunde stecken in einer Beziehungskriese, der Chef drückt uns extra Arbeit auf, die Kollegen nerven, das Nachbarskind schreit die ganze Nacht oder der Vermieter will die Heizung nicht reparieren. Egal in welchem sozialen Umfeld wir uns befinden, irgendetwas ist doch immer. Kein Wunder also, dass das Klettern nicht ganz rund läuft!


Ausrede Nummer 5: Die Hormone

Frauenärzte/innen und Sportmediziner/innen raten während der Periode von einem intensiven Training ab, denn die Leistungsfähigkeit ist verringert und die Verletzungsgefahr erhöht. In den Wechseljahren hingegen kann es in Zusammenhang mit einem schwankenden Hormonhaushalt zu ungewöhnlich extremer Müdigkeit kommen. Das wirkt sich natürlich auch auf das allgemeine Energieniveau aus. Aber auch Männer, die in jungen Jahren noch von ihrem hohem Testosteron-Niveau profitieren konnten, merken bald, dass die Muskeln schwinden und die Anzahl an Regenerationstagen stetig zunimmt.


Klettern mit Ausreden, Schlechte Bedingungen, Scheitern beim Klettern

Ausrede Nummer 6: Externe Bedingungen

Diese Ausrede geht fast immer, außer dein/e Kletterpartner/in führt ein Thermo- oder Hygrometer mit sich, um deinen Illusionen mit Fakten zu begegnen. Beim Wetter ist eigentlich alles erlaubt: Es kann zu heiß sein, sodass wir mit dem Chalken nicht nachkommen oder zu kalt, sodass wir unsere Hände nicht mehr spüren. Es ist entweder zu feucht oder zu windstill. Manchmal ist der Fels zu kalt und die Luft zu warm. In allen Fällen kondensiert die Feuchtigkeit am Fels und die Reibungsverhältnisse sind schlichtweg katastrophal! Wenn Thermo- und Hygrometer allerdings Topwerte anzeigen, wie etwa 16 Grad und 30% Luftfeuchte, dann ist es bestimmt zu laut oder zu voll am Wandfuß.


Ausrede Nummer 7: Mangelnde Ausdauer

"Hätte ich doch nur mehr Ausdauer, dann wäre ich schon längst durchgestiegen!”. Der Laktatabbau scheint oftmals der leistungsbestimmende Faktor zu sein. Die gepumpten Arme werden gerne als Ursache, aber nicht als Folge betrachtet. Wenn man ignoriert, dass Technik, Taktik, Mentale Stärke und Beweglichkeit zusammen eine weitaus größere Rolle spielen, dann ist auch diese Ausrede oftmals angebracht. 


Ausrede Nummer 8: Schlechte Lichtverhältnisse

Klettern in der Sonne, vor allem in der Wintersonne kann eine echte Wohltat sein. Doch leider hat sie auch ihre Tücken, wenn sie genau in unser Gesicht scheint, während wir unseren Cruxgriff anvisieren. Manchmal wirft die Sonne auch Schatten auf den Fels, sodass wir unsere Tritte nicht mehr erkennen. Kein Wunder also, dass wir die Orientierung verlieren! 


Ausrede Nummer 9: Chalk is all around

Nach unserem letzten Rotpunktversuch haben wir uns wirklich Mühe gegeben, die Route zu schrubben für den maximalen Grip am nächsten Klettertag. Doch leider legen andere Kletterer/innen nicht so viel Wert auf Sauberkeit. Noch nicht einmal die Cruxgriffe sind geputzt, weshalb es uns unmöglich ist, den Sloper zu halten. Zu allem Überfluss befindet sich das Chalk nicht nur auf den Griffen, sondern auch als Ticks darunter wie darüber. Kletterer/innen vermissen anscheinend die Hallenbedingungen mit zugechalkten, reibungslosen, aber farblich markierten Griffen und Tritten. Alle tret- und greifbaren Strukturen, vom ersten Tritt bis zum letzten Henkel, sind getickt. Der einzig wichtige Tick, der uns den extrem schwer zu treffenden Griff anzeigt, geht komplett in der Masse unter. 


Ausrede Nummer 10: Die individuelle 

Diese Liste an möglichen Ausreden ist alles andere als vollständig. Deshalb ist Ausrede Nummer 10 deine individuelle Ausrede, die du schon benutzt hast oder noch nutzen wirst. So unterschiedlich wir Kletterer/innen sind, so passgenau können unsere Ausreden sein. Was ist also deine Lieblingsausrede, um dein Scheitern zu rechtfertigen?


Über die Qualität von Ausreden

Egal, ob wir die Ausrede vor oder nach dem Einstieg anwenden. In beiden Fällen vergraben wir die “mentale Last” unter dem Schirm der Ausreden. So leidet unser Ego weniger unter dem fehlenden Durchstieg. Viel wichtiger als der Zeitpunkt ist jedoch die Qualität der Ausrede. Diese zeichnet sich zum einen dadurch aus, dass wir sie selbst am wenigsten beeinflussen können, wie zum Beispiel die Körpergröße oder die Wetterbedingungen. Damit schieben wir die Verantwortung für einen schlechten Tag auf Dinge, die eindeutig nicht in der eigenen Hand liegen. Zum anderen zeichnet sich eine Ausrede durch ihre Glaubwürdigkeit aus. Je detailreicher die Geschichte ist, die wir um die Ausrede herum spinnen, desto eher stößt die Ausrede auf Verständnis im eigenen Bewusstsein oder in deinem sozialen Umfeld.


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Große Freude nach der Frustration

Besser als jede Ausrede: 

Ausreden sind schnell daher gesagt. Und genau deshalb bin ich kein all zu großer Fan derer. Kurzfristig helfen sie uns allemal, mit Frustration umzugehen, stellen langfristig aber keine ideale Lösung dar. Indem wir die Verantwortung auf nicht beeinflussbare Faktoren legen, werden wir nämlich keine besseren Kletterer/innen. Wir machen es uns bequem im Bett der Ausreden, kreieren Wunschträume von weit entfernten Durchstiegen und stagnieren dadurch auf unserem aktuellen Leistungsniveau. 

Anstatt nach Ausreden zu suchen, sollten wir uns also viel öfter auf die Suche nach der Wahrheit machen, die weder leicht zu finden, noch primitiv zu beschreiben oder leicht zu akzeptieren ist. Vielmehr ist die Wahrheit schwierig herauszufinden, sehr facettenreich und erfordert jede Menge Arbeit an seinen Schwächen. Es bedarf weitreichender Kenntnisse über alle leistungsbestimmenden Faktoren hinweg, sowie Verständnis für das eigene individuelle Kletterkönnen im Vergleich zu anderen. 


Gib dein Bestes!

Anstatt uns vor dem Klettern auf die Suche nach Ausreden zu begeben, sollten wir unsere Energie viel mehr darauf verwenden, unsere persönliche Bestleistung erbringen zu wollen. “Committment” ist das Gebot der Stunde. Mein Lieblingsmotto vor dem Einstieg ist deshalb “Gib dein Bestes!”. Mehr geht eh nicht und weniger will ich auch nicht. Selbst wenn alle Sterne gegen mich stehen, hält mich nichts davon ab, stets alles aus mir rauszuholen. In den meisten Fällen schaffen wir es übrigens nicht, alles aus uns herauszuholen. Wir scheitern viel öfter, als wir gewinnen. Je näher wir an unserem physischen Limit klettern, desto öfter scheitern wir sogar. In jedem dieser Fälle, müssen wir uns ehrlich fragen, warum wir die Route oder den Boulder nicht klettern konnten und welche Konsequenzen wir daraus ziehen sollten. Welche Konsequenzen das sein könnten, erfahrt ihr im nächsten Blog-Beitrag. 


Try It, Drill It & Climb BiG!


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